Stefan Goigitzer
Dez 2018
Die Überschrift „Handel im Wandel“ konnte man vermehrt in den letzten Jahren in diversen Marktberichten, Zeitschriften, Newslettern und Tageszeitungen lesen. Gemeint war damit der Handel versus Onlinehandel.
Wenn ich zurückblicke, so war der Handel die Branche, die sich am schnellsten an neue Marktgegebenheiten angepasst hat. Der Handel war immer in Bewegung. Angefangen vom Greißler bis zum Supermarkt, über Franchise-Stores, Company owned stores, Flagshipstores – weil size matters – bis hin zu Conceptstores. Daneben habe ich viele andere Größen und Typen sowie Bezeichnungen für Läden in meiner vergleichsweise kurzen Zeit von 14 Jahren, in welcher ich den stationären Handel begleiten durfte, kennen gelernt.
Ganz abgesehen von den Marken die verschwunden sind (Schöps, Niedermeyer, bauMax, etc.) oder die ganz neu in den Markt eingetreten sind (&other stories, TK Maxx, CCC etc.), diese Entwicklung war und ist ganz normal, nur die Geschwindigkeit hat sich massiv geändert.
Ich traue mir aber zu, nach der Expo und vor allem einer sehr spannenden Mapic in Cannes eine weitere Floskel zu bemühen: der flexible stationäre Handel lebt. Der stationäre Einzelhandel hat die Herausforderung angenommen und geht nicht gegen den Onlinehandel vor, sondern wird ihn in die bestehende Einzelhandelslandschaft integrieren. Omnichannel oder Multichannel und Schnelligkeit sind die neuen Schlagworte. Möglicherweise werden die Stores dadurch kleiner, weil das Lagermanagement zu den Logistikern wandert, bzw. weil immer mehr on-demand produziert wird und nicht mehr Monate im Voraus. Durch diese Herausforderung steigen die Anforderungen an Flächenkonfigurationen und gleichzeitig geraten die Mietpreise für wenig flexible Flächen unter Druck. Ich hatte viele spannende Gespräche mit den Vertretern etablierter Brands aus dem stationären Handel, die jetzt wieder nach Österreich drängen.
Aber auch der Online-Handel entdeckt immer mehr die stationäre Seite und wird dadurch Mieter für die Highstreets dieser Welt.
Interessant ist auch die Entwicklung von einzelnen Wiener Submärkten, die noch vor 30 Jahren belebt waren – zwischenzeitlich sogar totgesagt – und nun wiederentdeckt worden sind. Der Handel geht in Wien wieder in die Bezirksstraßen. Das liegt einerseits am Verkehrsaufkommen und dem ökologischen Fußabdruck, aber vor allem ist es gerade für neue Konzepte hip, diese Lagen zu bespielen.
Abschließend möchte ich sagen, die Welt dreht sich weiter, der Handel wandelt sich und passt sich an, so wie auch die Jahrzehnte zuvor. Wovon man sich aber verabschieden sollte, sind langfristig abgeschlossene Vereinbarungen. Denn was heute und morgen richtig ist, kann übermorgen wieder ganz anders sein. Ich bin aber heute der festen Überzeugung, dass ich noch sehr lange im Highstreet Bereich tätig sein darf und weiterhin spannende etablierte und neue Konzepte bei der Expansion begleiten werde, und dass die Innenstädte sicher nicht zu überdimensionalen Pack- und Abholstation umgemodelt werden.
In diesem Sinne wünsche ich allen Händlern egal ob stationär oder online ein tolles Weihnachtsgeschäft und viel Erfolg im neuen Jahr!