RETAILMARKT ÖSTERREICH – COORE Market Beat Q1 2018

Stefan Goigitzer

Mai 2018

STATIONÄRER HANDEL ERSTMALS 2017 ÜBER € 70 MRD, DER POSITIVE TREND SETZT SICH FORT!

Allgemeine Entwicklung

Der heimische stationäre Handel hat 2017 zum ersten Mal die € 70 Mrd. Umsatz-Grenze überschritten. Die nominelle Umsatzsteigerung lag bei 2% gegenüber dem Vorjahr, auch die Beschäftigtenzahl ist um 0,9% gestiegen. Die Sparten Lebensmittelhandel und Schuhe konnten überdurchschnittlich profitieren, Verlierer sind die Sparten Spielwaren sowie Elektrogeräte.

Besonders positiv ist die Entwicklung im textilen Einzelhandel welcher erstmals seit 2010 ein Umsatzplus von 1,4% erzielt hat.

Auch das Weihnachtsgeschäft ist auf € 1,545 Mrd. gestiegen, was ein geringes Plus gegenüber 2016 bedeutet.

Daneben konnte der heimische Internethandel den Umsatz um 6% steigern auf rund € 3,6 Mrd.

Der heimische Handel hat sich nicht nur aufgrund der positiven Wirtschaftsdaten so gut entwickelt, sondern natürlich auch durch den extrem starken Tourismus. In Wien wurde das Allzeithoch der gesamten Nächtigungen von 2016 um 3,7% auf 15.512.730 in 2017 weiter übertroffen, das entspricht einer Steigerung gegenüber 2009 um knapp 60%.

Im ersten Quartal 2018 hat sich der positive Trend aber nicht in dem Ausmaß weiterentwickelt, das Wachstum fällt mit 1% schwächer als im Jahr 2017 aus, wo das Wachstum noch 2% betragen hat. Das kann natürlich auch mit dem späten Temperatursturz im März zu begründen sein. Jedoch ist die Stimmung unter den Einzelhändlern durchwegs positiv, was neben dem BIP Wachstum zu einem weiteren guten Jahr führen sollte. (Quelle WKO)

Diese positiven Zahlen steuern zwar dem Seitwärtstrend der letzten Jahre entgegen, jedoch bemerkt man in der Nachfrage den Internethandel als Bremse sehr massiv. Der Umsatzanteil zum stationären Handel ist zwar im Verhältnis noch relativ gering, jedoch ist eine gewisse Unsicherheit in der Expansion zu spüren, da es auch für die einzelnen Unternehmen schwer einzuschätzen ist, wie sich der gesamte Markt entwickeln wird. Fast unbeeindruckt bleibt der Luxusmarkt: der Internethandel bewegt sich dort zum Teil unter der Wahrnehmungsgrenze, was bei den aufgerufenen Verkaufspreisen auch nicht verwundert.

Aus unserer Sicht werden die Mieten – außer in den Luxuslagen Wiens und Salzburgs – eher eine leichte Abwärtsbewegung erleben.

Teilmärkte Wien im Detail

Wien Innere Stadt

Die Innere Stadt hat durch die Entwicklung des Goldenen Quartiers einen Wandel erlebt. Das GQ hat die Innenstadt weiter als internationale Einkaufsdestination interessant gemacht. Durch diese positive Entwicklung wurden auch Entwicklungen wie die Herrengasse überhaupt erst möglich. Jede verkehrsberuhigte Zone oder Fußgängerzone wurde langfristig zur erfolgreichen Einkaufsmeile, weil schlicht und ergreifend die Verweildauer und damit Attraktivität erhöht wird.

Interessante Eröffnungen in der letzten Zeit waren sicherlich der Markteintritt von Apple und von Tod´s. Beide Unternehmen haben den Wiener Markt bis ins Detail analysiert und waren sehr wählerisch bei der Auswahl der neuen Standorte. Lagerfeld im Luxusbereich und Zara Home auf der Kärntner Straße haben ebenfalls in 2017eröffnet. & Other Stories wird den neuen Laden Ende des Sommers 2018 auf der Kärntner Straße eröffnen. Im Goldenen Quartier hat Amicis die Pforten geöffnet.

Mieten:

Kärntner Straße                     € 200 – 450,–/m2

Graben                                   € 200 – 500,–/m2

Kohlmarkt                              € 400 – 610,–/m2

GQ                                         € 200 – 300,–/m2

Herrengasse:                         € 100 – 200,–/m2

Seilergasse:                           € 100 – 190,–/m2

Mariahilfer Straße

Der Wandel zur Fußgängerzone ist endlich vollzogen, noch immer gibt es Stimmen die sich gegen die Umgestaltung aussprechen. Die Vermietungsleistung an sich spricht dafür: ohne dieses Projekt hätte sich vor allem der obere Teil nicht in diesem Ausmaß entwickeln können. Bei genauerer Betrachtung hat sich gegenüber den letzten 10 Jahren auch der Unterschied zwischen linker und rechter Seite, jeweils stadtauswärts betrachtet nivelliert. Eines ist jedoch zu bemerken: dass die Spitzenmieten um ca. 10-15% gesunken sind, was aber hauptsächlich der wirtschaftlichen Entwicklung bzw. dem Internethandel geschuldet ist. Auch die Nachfrage wandelt sich gerade von der reinen Textilzeile hin zur gesunden Durchmischung in Richtung Gastronomie. Eines ist dabei jedoch auch klar, dass die Gastronomie sicher nicht die erwirtschafteten Mieten in der Toplage der Mariahilfer Straße bezahlen kann.

Interessant ist die positive Entwicklung der Seitengassen wie z.B. der Neubaugasse und der Zollerstraße, welche einen ganz massiven Aufschwung erleben, in der Zollergasse hat sich eine Lokalmeile entwickelt, die dem gesamten Grätzel sehr gut tut.

Es haben einige interessante Marken auf der Mariahilfer Straße vor allem im Sportbereich wie z.B. NIKE, Asics eröffnet, aber auch Urban Oufitters hat nach langer Suche einen neuen Standort bezogen.

Mieten:

Mariahilfer Straße:                       € 40-195,–/m2

Nebenlagen Mariahilfer Straße:    € 30-70,–/m2

Favoritenstraße

Die Favoritenstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße in dem einwohnerreichsten Bezirk Wiens. Die gesamte Gegend hat durch die Errichtung des Hauptbahnhofs sowie der diverseren Wohnungsprojekte wie dem Sonnwendviertel profitiert. Die Erweiterung der U1 ist sicherlich ebenso positiv zu bewerten. Da die Banhofcity wenig angenommen wird, stellt sie zum jetzigen Zeitpunkt kaum eine Konkurrenz für die Favoritenstraße dar. Speziell um den Keplerplatz entstehen einige interessante Projekte, die diesen Bereich nachhaltig aufwerten werden.

Mieten Favoriten Straße:                € 35-85,–/m2

Einkaufsstraßen in den Bundesländern

Die Grazer Innenstadt kämpft gegen das Übermaß an Shopping-Center-Flächen, dadurch werden die Mieten in Graz eher leicht sinken. Bis auf Manner gab es kaum namhafte Vermietungen.

In Linz entwickelt sich die Landstraße seitwärts, auch hier gab es kaum namhafte Neuvermietungen. Die Plus City mit der Eröffnung der Erweiterung hat weiterhin Potential der Innenstadt abgezogen.

In Salzburg ist die Nachfrage nach Innenstadtflächen nach wie vor groß, was der hohen Kaufkraft sowie dem Tourismus geschuldet ist.

Mieten:

Graz:               € 60-  80,–/m2

Linz:               € 60-100,–/m2

Salzburg:        € 60-200,–/m2

Quellen: WKO; KMU Forschung